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Die Stadtapotheke: Verlorenes Wissen teilen —

Förder*innen: Projektfonds Kulturelle Bildung, Haus der Kulturen der Welt (HKW), Erasmus+
Kooperationspartner*innen: sideviews, Haus der Kulturen der Welt, Nürtingen-Grundschule, Global Roots, Kulturagenten für kreative Schulen Berlin

Welche Pflanzen leben im Berliner Stadtraum und was erzählen sie? Sind sie giftig? Essbar? Und was erzählen sie über die Wunden der Stadt? Oder können sie sogar heilen? An welchen Orten leben sie und wie überleben sie dort? Schüler*innen einer jahrgangsübergreifenden Klasse (4.-6. Jhg.) haben von 2020 und bis Herbst 2022 altes, fast verlorenes Wissen erforscht. Der Stadtraum wurde dabei zum Forschungsgegenstand und Labor. Sie haben künstlerische Übersetzungen gefunden, um die Eigenschaften einer Pflanze wiederzugeben und sich darüber Gedanken gemacht, wie ein “lebendiges Archiv” entstehen kann. Über diese Zeit hinweg wurde generationenübergreifend geforscht: Mit Schüler*innen der Nürtingen-Grundschule, den Künstler*innen Anja Scheffer und Seraphina Lenz, den pensionierten Pharmazeut*innen Tomma und Heino Luxa und der Lehrerin Wiebke Janzen. Silke Ballath begleitete den Prozess. Die Forschungsmethoden changieren zwischen naturwissenschaftlichen und künstlerisch-performativen Vorgehensweisen. Alle Prozesse und Materialien wurden archiviert und im Haus der Kulturen der Welt im November 2021 zur Abschlusskonferenz von „Schools of Tomorrow“ präsentiert. Im Anschluss wurde das Programm der Pflanzenbotschafter*innen vertieft und ausgearbeitet. 

Internationaler Austausch
Im Kontext des Multiplikationsprojektes Global Roots, einem Erasmus+ Projekt werden Ansätze, Strategien und Vorgehensweisen mit Partner*innen aus Dänemark, Schweden, den Niederlanden und Ungarn ausgetauscht und geteilt. Gemeinsam wird ein digitales Verfahren entwickelt, das die verschiedenen Erfahrungen im Austausch reflektiert und zusammenbringt. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Prozesse werden erst auf einer gemeinsam entwickelten Tagung im Mai 2022 in Rotterdam (Villa Zebra) sichtbar gemacht und dann auf der Global Roots-Plattform dokumentiert. Auf dieser finden sich auch Projektideen für die Zusammenarbeit von Künstler*innen und Grundschulen sowie Material und Experimente zu unterschiedlichen Themenfeldern zwischen Kunst und Naturwissenschaften.

Erfindungsreichtum während der Pandemie
Das Projekt startete 2020 und fand aufgrund von COVID 19 – ungeplant – zwei Jahre lang statt, u.a. weil sich die Abschluss-Konferenz im HKW mehrere Male verschob. Wir fanden immer wieder neue Wege das Projekt zu finanzieren und die Rahmenbedingungen der etwas außergewöhnlichen Situation anzupassen. Als Team sind wir dabei zusammengewachsen. Aus dem Prozess entwickelten wir Strategien und Möglichkeiten, die oftmals aus einer Herausforderung entstanden. Beispielsweise musste das erforschte Wissen aus dem Projekt weitergeben werden, denn je 1/3 der jahrgangsübergreifenden Klasse verließ nach dem Schuljahr die Klasse und etwa 8 Schüler*innen kamen neu dazu. Das Projekt fand ungeplant zwei Jahre statt und so entwickelten die Schüler*innen gemeinsam mit uns das Format „Pflanzenbotschafter*innen“. Jede*r Schüler*in gab in einer Archivbox ihr*sein Wissen an eine*n neue*n Schüler*in weiter, wodurch ein Multiplikationsansatz entstanden ist, mit dem die Schule nun weiterarbeitet und das ist sehr beeindruckend.

In offener Pozessgestaltung entsteht ein lebendiges Archiv
Dieses Projekt hat viele Momente eröffnet, die mir in Erinnerung geblieben sind. Die Kraft, die es entwickelt hat und warum diese Kontinuität entstehen konnte, liegt an den verschiedenen Partner*innen, die aus unterschiedlichen Perspektiven, Generationen und Positionen heraus ihre Kraft über diesen langen Zeitraum von zwei Jahren in das Projekt reingegeben und es inspiriert haben. Besonders hervorheben möchte ich, dass jede Pflanzenbox ein lebendiges Archiv geworden ist. In jeder Box befindet sich Material, das aus dem Forschungsprozess über eine Pflanze hervorgegangen ist. Jede*jeder Schüler*in hat sich eine Pflanze ausgesucht und diese Pflanze künstlerisch und naturwissenschaftlich erforscht. Zum Beispiel sind bestimmte Eigenschaften der Pflanze in eine Bewegung übersetzt worden (vgl. Abb. Pflanzenkarten). Entstanden sind darüber hinaus Zeichnungen, Gedichte, Herbarien, Pflanzentänze, Pflanzenchoreografien, Fotos, Geschichten, eine chorische Performance und Ausstellungsformate. 

Und was kommt jetzt?
Die Boxen werden weitergegeben, wenn ein*e Schüler*in die Schule verlassen muss. Die Lebendigkeit des Pflanzenarchivs besteht also einerseits darin, dass jedes Archiv immer eine*n Besitzer*in hat und von diesen neuen Pflanzenbotschafter*innen weiter gefüllt und erweitert wird. Andererseits kann es z.B. in Form einer gemeinsamen Aktion, wie einer Ausstellung aktiviert werden.

Mit dem Prinzip der Pflanzenbotschafter*innen werden wir weiterarbeiten, weil damit in einem peer-to-peer-Ansatz Wissen und Erfahrungen weitergegeben werden können. 

Die Zusammenarbeit mit der Nürtingen-Grundschule, dem Haus der Kulturen der Welt und einigen Projektpartner*innen des Erasmus+ Projektes setzt sich ebenfalls in verschiedenen Projekten fort, die sich mit Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel entlang von künstlerischen Vorgehensweisen vertiefend befassen.

Mehr Information:

https://youtu.be/BpMajB5-o8A

https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2021/schools_of_tomorrow_2021/start.php

https://kulturagenten-berlin.de/praxis/urbane-botanik/

https://urbane-botanik.de


 

Die Stadtapotheke: Verlorenes Wissen teilen

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