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Was haben Kulturagent_innen und Spiderman gemeinsam? - Pia Wagner —

Tatsächlich Kulturagent_in sein oder nur unter dem Deckmantel unterwegs sein sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Lange bevor ich die Kulturagent_innen kennenlernte, habe ich es mir in meiner Nische im „Dazwischen“ gemütlich gemacht, habe hin und her vermittelt und moderiert, in der Kulturellen Bildung und Kunstvermittlung gearbeitet und stets nach einer Berufsbezeichnung gesucht.

Kulturagentin hat etwas Geheimnisvolles, es impliziert fast „undercover“ – dafür bin ich möglicherweise zu präsent. Was mir gefällt ist der Gedanke, Kultur immer und überall mit einzuschleusen und auf den Tisch zu bringen. Denn das ist einer der Aspekte, den ich bei den Kulturagent_innen stets hervorhebe: sie bewegen sich in den unterschiedlichsten Sphären – nicht nur im Kunst- und Kulturbereich selbst oder in Institutionen, wo man am ehesten mit ihnen rechnet, wie bspw. Schulen. Nein, sie strömen immer weiter aus: in (Nicht-)Kulturinstitutionen, in die öffentliche Verwaltung, in den Finanzsektor, in die Politik, ins Hochschulwesen und in die internationale Zusammenarbeit.

Mir hat vor langer Zeit einmal ein Theaterregisseur gesagt, mit dem ich zusammengearbeitet habe, gesagt: „Pia, ich würde mich natürlich freuen, wenn du ans Theater gehst, aber eigentlich wünsche ich mir, dass du in ganz andere Unternehmen und Strukturen gehst und dort das Wissen, die Erfahrung und die Sensibilität einbringst, die du hier im Theater gelernt hast“.

Ich denke, das größte Talent, was mensch als Kulturagent_in mitbringen kann, ist das Denken in Netzwerken. Ich treffe Person x und denke direkt an Projekt y, ich höre, dass Schulklasse a zu einem Thema arbeitet und verknüpfe es direkt mit Organisation b, Unternehmen f hat ein Ziel und ich weiß, dass Künstler_innenkollektiv g diese Vision teilt, und so weiter und so fort.

Als ich an der Hochschule gemeinsam mit einer Kommilitonin unser erstes Praxisprojekt evaluieren und in einer Präsentation vorstellen sollte, überlegten wir lange, wo unser Fokus liegen wird. Am Ende zeigten wir eine komplett überfüllte Folie, auf der massenhaft Namen standen. All die Menschen, die eine Rolle in dem Projekt gespielt haben: von der Schülerin bis zum Geldgeber der Sparkasse. Und wir? Wir kennen sie alle, wir vernetzen, verknüpfen und vermitteln zwischen ihnen.

Wir spannen Netze und gleichzeitig sind wir die Netze.

Über die Autorin:
Pia Wagner ist Kulturarbeiterin (BA) und Kulturvermittlerin (MA). Sie war von März 2020 bis Mai 2023 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturpolitik der Stiftung Universität Hildesheim tätig – zunächst im Bereich der internationalen Kooperationen und Zusammenarbeit sowie in der Lehre und darauf als Projektmanagerin des Zertifikatskurses „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Sie führte davor verschiedene Projekte in der Kulturellen Bildung durch – vorrangig partizipative Formate im öffentlichen Raum. Des Weiteren sammelte sie Berufserfahrung als Theaterpädagogin und Kunstvermittlerin sowie Kulturmanagerin und -vermittlerin in Deutschland und Côte d’Ivoire u.a. in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut.

Was haben Kulturagent_innen und Spiderman gemeinsam? - Pia Wagner
© Pia Wagner

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